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KI‑404-Fehler: So nutzt du sie für SEO

Sven Giese / 6. Juni 2025

Cartoonhafte Darstellung einer Zitrone und eienm AI-Roboter, die beide auf eine URL mit der Zahl 404 zeigen - SMART LEMON
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Große Sprachmodelle wie ChatGPT & Co (LLMs) schöpfen ihr „Wissen“ aus Wahrscheinlichkeiten. Haben sie während des Trainings gelernt, dass ein bestimmtes Thema oft auf einer Domain vorkommt, halluzinieren sie kurzerhand eine dazu passende URL. Für das Modell ist das logisch, für Nutzerinnen und Nutzer endet der Klick auf eine Fantasie-URL mit einem 404‑Fehler. Aber statt die vom LLM „erfundenen“ Links einfach nur hinzunehmen, kannst du diese Daten sichtbar machen und damit weiter arbeiten. Wie du diese KI-404-Fehler für SEO nutzt, erklären wir dir im folgenden Blogartikel.

Praxis: KI‑404-Fehler in GA4 sichtbar machen

Das Gute: Mithilfe von Google Analytis 4 kannst du auswerten, welche 404-URLs durch LLMs auftauchen. Damit das funktioniert, sind drei Voraussetzungen zu erfüllen:

  1. Die 404-Seite muss einen 404-HTTP-Status zurückgeben.
  2. Beim Aufruf der URL darf nicht zu einer allgemeinen 404-Seite wie www.smartlemon.de/404/ weitergeleitet werden. Es muss die aufgerufene URL ausgespielt werden.
  3. Zur Auswertung in GA sollten wir die URL kategorisieren können. Hilfreich ist hier, wenn das Title-Element z.B. so etwas wie „404“, „nicht gefunden“ oder „Seite nicht vorhanden“ enthält. So lassen sich diese dann eindeutig filtern/zuordnen.

Alles erfüllt? Dann ist es Zeit, das Ganze in Google Analytics zu tracken. So gehst du vor:

  1. In GA4 eine neue exporative Datenanalyse anlegen. Visualisierungsform: Tabelle
  2. Folgende Dimensionen benötigen wir: Seitentitel, Landingpage + Abfragestring, ggf. Seitenverweis
  3. Als Messwert: Aufrufe hinzufügen

Jetzt benötigen wir zwei Filter, um a) nur 404-Seiten anzeigen zu lassen und b) nur solche anzuzeigen, die über KI-Dienste entstehen. Das geht so:

  1. Seitentitel enthält „xyz“ (hier den genauen Seitentitel eingeben, den die 404-Seite ausgibt – häufig „404 – Website“ o.ä.)
  2. Seitenverweis stimmt mit dem Regex überein: 
				
					.*gpt.*|.*chatgpt.*|.*openai.*|.*neeva.*|.*writesonic.*|.*nimble.*|.*outrider.*|.*perplexity.*|.*google.*bard.*|.*bard.*google.*|.*bard.*|.*edgeservices.*|.*gemini.*google.*|.*AI2Bot.*|.*Ai2Bot-Dolma.*|.*Amazonbot.*|.*Applebot.*|.*Applebot-Extended.*|.*Byt
				
			

Folgende Angaben sollte in der Datenanalyse jetzt vorhanden sein:

Schlussendlich geben wir an, was wir wie angezeigt haben wollen. Als Zeilen sind das Seitentitel, Landingpage + Abfragestring und ggf. Seitenverweis (wenn du wissen möchtest, welcher KI-Dienst Nutzer schickt). Als Wert wählst du Aufrufe. Hast du alles richtig gemacht, solltest du eine solche Übersicht wie unten dargestellt erhalten.

Übrigens: Wenn du den gesetzten Seitenverweis-Filter der KI-Dienste herausnimmst, hast du ganz nebenbei auch einen handlichen Report aller 404-Seiten, die aufgerufen werden. 😉 

Screenshot Google Analytics: 404-Fehlerseiten-Aufrufe durch KI-Dienste - SMART LEMON

Um sicherzugehen, empfehlen wir, die gefilterten Ziel‑URLs (Landingpage + Abfragestring) zu exportieren und dann im Screaming Frog oder Sitebulb zu crawlen. Der Report „Response Code“ zeigt dir zweifelsfrei, ob eine URL wirklich eine 404 ausliefert.

Wir haben aktuell (noch) keine Möglichkeit gefunden, dir einen Custom Alert für diesen Report ausgeben zu lassen. Daher empfehlen wir dir so, einmal in der Woche in die Datenanalyse zu schauen.

Praxisbeispiel vom Screenshot oben: In 12 Monaten tauchten bei uns ~13 KI‑verursachte 404‑Aufrufe auf. Genau hier beginnt die eigentliche Arbeit. Wie gehst du jetzt damit um?

KI-halluzinierte URLs in Traffic verwandeln: Entscheidungsmatrix

EntscheidungWann anwenden?VorgehenErgebnis / Nutzen
Redirect≥ 2–3 Sessions oder mind. 1 Backlink301 auf die thematisch passendste 200-URLNutzer weitergeleitet, Linkjuice bewahrt
ContentThema spannend, aber kein passendes ZielSchlanke, saubere Landingpage erstellenNeue Rankings & frische Backlinks möglich
IgnorierenNur 1 Session, keine Links, Thema irrelevantNichts tunAufwand gespart

Wichtig hierbei: Für vereinzelte Hits müssen keine Weiterleitungen angelegt werden – irgendwann blickt da keiner mehr durch. Wenn es aber wiederkehrenden Traffic gibt und/oder die entsprechende URL noch irgendwo (extern) verlinkt wird (ggf. über den Link-Report der Google Search Console zu sehen), gilt es zu handeln.

Weitere Tipps zur Umsetzung

  • Im Falle einer Weiterleitung: Prüfe den Search‑Intent. Passt eine bereits bestehende URL zum Großteil? Dann per 301 umleiten. Ansonsten den Content besser als neue URL anlegen.
  • Content: Beginne „quick and dirty“ (Struktur, H‑Tags, 500–700 Wörter) und erweitere bei Erfolg. Verweise intern auf die neue Seite, um Autorität aufzubauen.
  • Ignorieren: Lass exotische oder gänzlich themenfremde Halluzinationen einfach 404 bleiben. Eine 404‑Seite mit Suchfunktion oder themenrelevanten Links reicht aus, um den Nutzer aufzufangen bzw. weiterzuhelfen.

404-Fehler durch ChatGPT & Co.: Klarer Fokus, Radar einschalten

Halluzinierte 404s sind kein einmaliges Aufräum-Projekt, sondern eine dauernde Anlaufstelle für neue Chancen. So setzt du die Signale systematisch in Maßnahmen um:

  1. KI‑Monitoring als Frühwarnsystem:  Überprüfe die entsprechenden Aufrufe monatlich. Ausschläge könnten neue Themen‑Trends signalisieren. Wenn du Zugriff auf deine Logfiles hast, kannst du sogar dort schon ansetzen und das Crawling ggf. automatisieren.
  2. Link‑Reputation schützen: Jeder tote Link schwächt dein Standing. Redirecte verlinkte halluzinierte URLs oder ersetze sie durch echten Content.
  3. Content‑Ideen sammeln: Halluzinierte URLs verraten, was Nutzer (oder ChatGPT) erwarten. Besetze das Thema, falls du das noch nicht getan hast.
  4. Realistische Erwartung: Interne Stakeholder fantasieren von „KI‑Traffic‑Explosionen“. Diese 404-Daten sind Teil eines größeren Sets, das hilft, falsche Erwartungen abzumildern. Siehe dazu auch unseren Beitrag LLMs und SEO, in dem wir einige Zahlen vorstellen.

Fazit: Zusätzlicher Traffic durch KI-404-Fehler?

KI‑Besucher sind inzwischen mehr als ein nettes Add‑on, aber (noch) kein Traffic‑Fundament. Aber auch bei einer nur geringen Sichtbarkeit in ChatGPT & Co. solltest du aber trotzdem sicherstellen, dass deine Nutzer auch auf eine „echte“ Seite kommen.

Ignorierst du entsprechende Daten, verschenkst du Traffic, Reichweite und im schlimmsten Fall Conversions. Hab das Thema also auf dem Schirm, werte vorliegende Daten aus und schlag zu, wenn sich echte Chancen bieten.

Sven Giese

Sven ist ein echtes SMART LEMON Urgestein. Er ist seit 2012 bei uns und war der erste Mitarbeiter der Agentur. Als Head of SEO leitet er das SEO-Team und verantwortet in diesem Bereich das Tagesgeschäft. Außerdem bildet er Kolleg:innen in Sachen Suchmaschinenoptimierung aus. Den Großeltern kann man das so erklären: Sven macht was mit Computern. Und mit Nachdenken 😉

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